Im Urlaub mal so richtig abzuschalten – nicht nur geistig, sondern auch sämtliche mobilen Geräte – das fällt offensichtlich vielen Führungskräften schwer.
Wie schwer das Abschalten fällt, zeigte unter anderem eine LinkedIn-Umfrage von Alexander Wilhelm, Managing Partner von InterSearch Executive Consultants in Frankfurt: 36 Prozent der Teilnehmenden checken mehrmals täglich im Urlaub ihre E-Mails, LinkedIn und Co. 34 Prozent prüfen einmal am Tag ihr Postfach. „Das ist zusammen mehr als die Hälfte, knapp zwei Drittel“, fasst Wilhelm die Ergebnisse zusammen. Weitere 20 Prozent schauen einmal wöchentlich im Urlaub in ihre E-Mails. „Mit rund 80 Prozent insgesamt, die im Urlaub gar nicht von den E-Mails lassen, eine erstaunlich hohe Zahl. Auch wenn nach wie vor viele Führungskräfte betonen, im Urlaub sollte man abschalten“, kommentiert der Personalberater.
Vielen Führungskräften fällt es offenbar nicht leicht, so gar nicht zu wissen, was sich gerade im Unternehmen, Büro, im Team oder bei Kund:innenen abspielt. Dabei geht es nicht darum, alles und alle unter Kontrolle zu halten. Vielmehr ist es so, dass man von der schieren Anzahl der Mails erschlagen würde, würde man eine oder gar mehrere Wochen nicht das digitale Postfach leeren. Da kommt schnell eine dreistellige Zahl an Nachrichten zusammen. In dem Fall bräuchte man ggf. ein bis zwei Tage Zeit, um Mails zu sortieren bzw. zu beantworten.
Feste Zeiten einplanen
Alexander Wilhelm empfiehlt, sich während des Urlaubs feste Zeiten für den Blick ins Postfach einzuplanen, zum Beispiel morgens nach dem Frühstück oder abends vor dem Abendessen. „Das erfordert etwas Selbstdisziplin, kann aber auch den unruhigen Geist beruhigen, wenn man weiß, dass alles in Ordnung ist“, sagt er. Und es erfordert Vertrauen in das Team, das auch während der Abwesenheit alles im Sinne etwa des Vorgesetzten regelt.
Wilhelms Tipp: Beantworten Sie nur wirklich dringend notwendige Nachrichten und dies möglichst kurz und knapp. Pausieren Sie nicht notwendige Newsletter, haben Sie Mut zum Löschen von unnötigen Nachrichten und den unzähligen „cc-E-Mails“. Achten Sie darauf, wichtige Mails, die Sie nach Ihrem Urlaub bearbeiten können und wollen, wieder als ungelesen zu markieren oder durch ein Fähnchen oder eine farbige Kategorie zu kennzeichnen. Outlook etwa bietet zahlreiche Möglichkeiten. „Sonst könnte es einem später schwerfallen, diese Nachrichten wiederzufinden“, so Wilhelm. Immerhin bieten Smartphones heute mehrere Optionen, wenn man wirklich gar nicht gestört werden möchte. „Kein rot blinkendes Licht wie früher bei BlackBerry, das nach Aufmerksamkeit schrie, weil eine Nachricht welcher Art auch immer eingetroffen war“, erinnert sich Wilhelm.
Zeit, um im Arbeitsalltag anzukommen
„Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mir nach meiner Rückkehr einen halben Tag Zeit zu nehmen, um anzukommen und Nachrichten abzuarbeiten“, berichtet Wilhelm. „So kann ich entspannter in die ersten Arbeitstage starten, die meist schon gut gefüllt sind mit Terminen.“