Im Nahen Osten kommen Menschen aller Kulturen und Nationalitäten zusammen. „Der Nahe Osten ist ein echter Schmelztiegel und extrem divers“, erklärt Samantha Robinson, Geschäftsführerin von InterSearch Middle East. Sie hat seit ihrer Kindheit eine enge Bindung zu dieser Region, vor allem durch ihren Vater, in dessen Fußstapfen sie als Geschäftsführerin von InterSearch Middle East getreten ist. „Mein Vater hat unser erstes Büro in Dubai schon 1998 eröffnet. Ich bin seit 12 Jahren in der Region zu Hause.“ Heute hat InterSearch Middle East Standorte in vier Städten in der Region.
Regionale Unterschiede beeinflussen die Personalsuche
Die Arbeit im Nahen Osten fordert ausgezeichnete Kenntnisse der Region und der unterschiedlichen Kulturen. Robinson spricht von einem „dreidimensionalen Fit“ – Kandidat:innen müssen zur Unternehmenskultur, aber auch zur Leadership-Kultur und der Kultur des Ziellandes passen. „Der Nahe Osten ist kein Monolith. Manager:innen, die in Dubai erfolgreich wären, könnten im Oman beispielsweise kläglich scheitern.“ Der Oman sei nämlich viel traditioneller, wohingegen Dubai sehr kosmopolitisch und international auftrete. Saudi-Arabien hingegen lege extrem viel Wert auf höfliche Umgangsformen, weshalb jemand mit einem forschen Auftreten dort schlechtere Chancen hätte. „Gleichzeitig erlebe ich aber selbst, dass meine eigene Direktheit hier sehr geschätzt wird – auch und vor allem als Frau in dieser Branche. Wichtig ist, dass deutlich wird, wie viel Liebe und Respekt man der Region und ihrer Kultur entgegenbringt“, erklärt Robinson.
Schwellenmärkte und ein diverser Kandidat:innenpool stellen Executive Search vor Herausforderungen
Robinson schätzt die Region und ihre Arbeit als Executive Search Beraterin dort sehr, vor allem wegen der Diversität der Kandidat:innen. Solch eine Vielfalt bringt auch Herausforderungen mit sich. In den Vereinigten Arabischen Emiraten seien die „Expats“, also die ausländischen Fachkräfte, deutlich in der Überzahl. Lediglich 10% der Bevölkerung sind Einheimische. Dazu kommt, dass der Nahe Osten insgesamt ein Schwellenmarkt ist. „Das stellt den Executive Search Sektor vor diverse Herausforderungen. Teil unserer Entwicklungsstrategie ist auch immer, Kunden darüber aufzuklären, wie Executive Search überhaupt funktioniert und was die Vorteile dieser hochqualitativen Personalsuche sind“, erläutert Robinson.
Kund:innen im Nahen Osten sind weniger kompromissbereit
Der Umgang mit Kunden im Nahen Osten fordere besondere Kreativität, sagt Robinson „Die Suche unterscheidet sich methodologisch nicht groß von anderen Ländern, aber es ist oft notwendig, einfallsreicher zu sein und mehr Erwartungsmanagement zu betreiben. Die Standard-Fragen reichen bei der Personalsuche nicht aus“, erklärt sie. Außerdem seien die Kund:innen oft weniger kompromissbereit und hätten sehr genaue Vorstellungen von ihren idealen Kandidat:innen. „In einem Schwellenmarkt hat man es aber oft mit einer extrem jungen Workforce zu tun, denen es vielleicht noch an Seniorität mangelt. Unser Job ist es, das Potenzial der Kandidat:innen zu erkennen und sicher zu gehen, dass sie zu unseren Kund:innen passen.“ Zusätzlich müsse man als Personalberater:in im Nahen Osten mit Ambiguität umgehen können. Robinson erklärt: „Der Kunde oder die Kundin mag denken, dass er eine bestimmte Sache sucht, die Anforderungen könne sich während der Suche auch ändern.“ Sie und ihr Team arbeiten daher mit sehr enger Kundenbetreuung und zweiwöchigen Qualitätschecks. Dabei wird im persönlichen Gespräch immer wieder sicher gegangen, dass die erbrachten Leistungen sich noch mit den Erwartungen der Kund:innen decken.
Nähe zu Kandidat:innen sichert nachhaltige Besetzungen
Um den richtigen „kulturellen Fit“ zu garantieren, konzentrieren sich Robinson und ihr Team sehr auf die Kandidat:innen und ihr Umfeld. „Wir sind sehr nah an den Menschen dran, um ihre persönliche Motivation besser verstehen zu können und kümmern uns beispielsweise auch darum, dass bei einem Umzug die Bedürfnisse der Familie beachtet werden.“ Man wolle durch diese engmaschige Betreuung vor allem sicher gehen, dass sich die Familie gut einlebt, damit die Kandidat:innen sich auf die Herausforderungen des neuen Jobs konzentrieren können. „Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Stichwort. Wir wollen sicher gehen, dass wir Kandidat:innen finden, die langfristig in einem Unternehmen bleiben. Dazu gehört eben auch, dafür zu sorgen, dass es ein guter Fit für die ganze Familie ist.“ Die Berater:innen bleiben in der Regel auch nach einer erfolgreichen Suche mit Kandidat:innen in Kontakt. . Robinson beruft sich dabei auf ihr berufliches Motto: „Never forget that we are in the business of changing people’s life.”
Die Region blickt optimistisch in die Zukunft
Robinson blickt optimistisch in die Zukunft der Executive Search im nahen Osten. „Wir rechnen mit einer zunehmenden Nachfrage. Die steigenden Ölpreise wirken sich sehr positiv auf die Region aus.“ Zwar habe die Pandemie das internationale Geschäft etwas gedämpft, da viele multinationale Konzerne auf Sparkurs gegangen seien, aber es gäbe auch viel zu lernen. „Kandidat:innen werden potenzielle Zielländer in Zukunft auch an deren Umgang mit der Pandemie messen und sie entsprechend als attraktiver oder weniger attraktiv einstufen“, sagt sie. Die Entwicklung hin zum remote Arbeiten führe außerdem dazu, dass Kandidat:innen nicht mehr notwendigerweise ihre ganze Familie umsiedeln müssten, womit sich der Markt nochmal deutlich öffne.
Samantha Robinson
Samantha Robinson begann ihre Executive-Search-Karriere 1997 als Research Associate bei InterSearch Australia und ist seitdem Teil des internationalen InterSearch-Netzwerks. Seit über 12 Jahren lebt sie im Nahen Osten, wo sie derzeit als Geschäftsführerin von InterSearch Middle East fungiert. Unter ihrer Führung konnte InterSearch Middle East seine Präsenz auf die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und den Oman ausweiten und hat Niederlassungen in Dubai, Abu Dhabi, Maskat & Riad.
Vereinigte Arabische Emirate in Zahlen
BIP: 358,9 Mrd. USD
Wirtschaftswachstum -6,1% im Vergleich zum Vorjahr
Pro-Kopf-Jahreseinkommen: ca. 31.982 USD
Inflationsrate: -2,1% im Vergleich zum Vorjahr
Arbeitslosenquote: 2,5%
Erwerbsquote 76,9%
Beschäftigte im Dienstleistungssektor: ca. 64,4%
Quelle: Statista, Destatis 2020