Nicht alle HR-Trends und Strömungen, die uns im Jahr 2023 beschäftigen werden, sind neu. Themen wie Work-Life-Balance, psychische Gesundheit, Unternehmenskultur, Diversität, aber auch Coaching- oder Mentoring-Qualitäten der Führungskräfte begleiten uns schon einige Zeit. Dazu kommen steigende Lebenshaltungskosten und Krisenmanagement angesichts der vielen Bedrängnisse und der sich zuspitzenden Weltlage. Wir haben die unserer Ansicht nach fünf wichtigsten Tendenzen zusammengefasst.
HR-Trend: Strategische Nachfolgeplanung wird immer entscheidender
Nur wenige Unternehmen planen die Neubesetzung nicht altersbedingter Vakanzen in der Führungsebene langfristig. Häufig werden erst mit Bekanntwerden dieser Vakanz ad hoc Überlegungen zur Nachfolgeregelung angestellt. Dann ist der Zeitdruck entsprechend groß und der Wunsch, die freiwerdende Spitzenposition schnell wieder zu besetzen, entsprechend dringlich.
Das kann zur Folge haben, dass die Auswahl nicht gerade optimal ausfällt. Dazu kommt der angespannte Kandidat:innenmarkt. Nur selten findet sich auf die Schnelle jemand, dessen Profil zur langfristigen Unternehmensstrategie passt und zugleich die Anforderungen erfüllt, die sich durch Themen wie New Work, agiles Arbeiten und die Digitalisierung ergeben. Außerdem sollte er oder sie krisenfest im Sattel sitzen.
2023 wird auch und gerade in mittelständischen Familienunternehmen viel über Nachfolge diskutiert und gestritten werden. Treffen Sie daher rechtzeitig wichtige Entscheidungen: Fortführung oder Stilllegung? Gibt es interne Talente, die mit entsprechendem Coaching übernehmen könnten? Kennen Sie diese Talente? Nutzen Sie Instrumente wie etwa Management Diagnostik? Oder soll das Unternehmen verkauft werden?
Flexibles Arbeiten oder: Ist „new work“ noch new?
Viel ist in den vergangenen Jahren über die HR-Trends „New Work“, Home Office, Workation und Co. gesprochen worden. 2023 sind wir endgültig in der Welt des flexiblen Arbeitens angekommen. Das kann bedeuten, die Mitarbeitenden wieder zurück ins Mutterhaus an die Schreibtische zu holen. Denn die Sehnsucht nach face-to-face Kommunikation und „analoger Zusammenarbeit“ wird in diesem Jahr ungebrochen sein.
„Wenn alle digitalen Wissensarbeiter*innen als Einzelkämpfer auf digitalen Plattformen um den nächsten Auftrag konkurrieren und sich ihre Termine nur noch durch die Zoom-Fenster unterscheiden, entsteht kein Gemeinschaftsgefühl und damit auch keine Bindung“, schreibt der Bundesverband der Personalmanger*innen in den HR-Thesen für 2023. Auch die Unternehmenskultur droht verloren zu gehen.
Klar ist: Unternehmen, die ihren angestammten und potenziellen neuen Mitarbeitenden flexibles Arbeiten, eine ausreichende Teilhabe am Unternehmensgeschehen und gleichzeitig die gewünschte Selbstbestimmung bieten können, werden einen entscheidenden Vorteil haben, wenn es darum geht, die besten Talente zu finden, einzustellen und zu halten.
Fachkräftemangel und kein Ende in Sicht
Damit sind wir beim entscheidenden HR-Trend, der 2023 die CHROs nicht nur in Deutschland beschäftigen wird: der Fachkräftemangel, der eher schon zum allgemeinen Mitarbeitendenmangel geworden ist. Nach Berechnungen der Boston Consulting Group kostet der Arbeitskräftemangel die Bundesrepublik jährlich 86 Milliarden Euro.
Es gibt bereits Bestrebungen, gezielt Arbeitskräfte in anderen Ländern anzuwerben. Darauf spezialisierte Firmen kooperieren mit Handwerkskammern, um etwa Auszubildende aus dem Ausland und deutsche Betriebe zusammenzubringen. Die Bundesregierung will es Fachkräften erleichtern, nach Deutschland einzuwandern und hier zu arbeiten, auch ohne anerkannten Abschluss. Wenn dies dauerhaft gelänge, würden alle Beteiligten davon profitieren – nicht zuletzt, weil divers aufgestellte Unternehmen deutlich innovativer und besser für die Zukunft gerüstet sind. In vielen Ländern der Welt wird all das bereits praktiziert. Deutschland hat hier noch einiges aufzuholen.
Talente „hamstern“
Ein weiterer HR-Trend, der sich 2023 zumindest in bestimmten Branchen verstärken könnte, ist das so genannte „Fridge Hiring“. Will heißen: Firmen suchen „auf Vorrat“ nach Talenten, auch wenn sie aktuell noch keine maßgeschneiderte Stelle im Angebot haben. Damit kommen sie anderen zuvor, die ebenfalls ihren Talentpool füllen wollen. Diese Strategie könnte dazu führen, dass HR-Abteilungen insgesamt offener werden für Lebensläufe und Profile, die nicht unbedingt der Norm entsprechen. Talente zu „hamstern“ ist jedoch sicher ein Trend, den sich nur relativ große Unternehmen leisten können.
Lasst Daten sprechen
Der Druck auf die Personalabteilungen ist enorm. Wohl dem, der mit Hilfe von HR-Technologien Abläufe vereinfacht, beschleunigt, gezielte Weiterbildungen anbieten und Entscheidungen mit strategisch analysierten Daten unterfüttern kann. Das verschafft mehr Zeit für die HR-Kernthemen und ist überdies ein Pfund, mit dem sich auf dem umkämpften Arbeitnehmermarkt punkten lässt.